Letzten Freitag hatte das Team Liuku der 6. Generation seine erste doppelte Kleider- & Hygieneaktion.

 

Der Weg dorthin 

 

In Miao Gan Shan, einem sehr hoch gelegenen Bergdorf etwas mehr als eine Stunde Minibusfahrt von Liuku entfernt, gibt es eine Grundschule für alle Kinder der umliegenden Dörfer. Dort wurden vor einem Monat schon einmal Schulsachen (Ranzen und Federmäppchen) verteilt. Dabei haben sich die anderen auch bei unserer Ansprechpartnerin, einer Englischlehrerin, erkundigt ob die Familien aus der Umgebung Kleidung benötigen.

 

So kommt eins zum anderen. Das geht in China gefühlt viel schneller und einfacher als in Deutschland. Man unternimmt etwas und schon ergibt sich daraus etwas Neues.

 

Wer bei solchen größeren Aktionen mitkommen kann wird per Los entschieden. Alle 14 auf einmal würden wir uns schließlich mehr behindern als helfen. Dann werden die Rollen genau verteilt und alles näher geplant. Ich habe mich für den Hygieneteil der Aktion gemeldet und die Glücksfee war mir hold. Also haben Svenja (Hygieneprojektleiterin), Kathrin und ich einen Ablaufplan erarbeitet. 

 

Das Programm sollte etwa so aussehen:

(-Kleiderverteilung von der Kleidergruppe)

-davon getrennt ein kleines Hygienetheaterstück

-gemeinsames Zähneputzen

-ein Pausenspiel mit den Kindern

-gemeinsames Händewaschen

(-Verteilung von Kinderschuhen an passende Füße)

 

Das Theaterstück könnte manchem schon bekannt sein, der die Videos von Baumhaus auf Youtube angeschaut hat:
Drei Zähne (weiße Tshirts) essen liebend gerne Süßigkeiten (die Verpackungen bleiben am Zahn kleben). Dann kommt Karies (schwarzes Tshirt) ärgert und piesackt die Zähne. Die krümmen sich vor Schmerz bis endlich die Zahnbürste im Riesenformat auftaucht, sie sauberputzt und Karies vertreibt.

 

Das und den weiteren groben Ablauf haben wir geplant. Was die Details anging wollten wir entsprechend der Lage vor Ort improvisieren. Da sind wir noch davon ausgegangen, dass drei Chinesen aus Bao Shan (einer größeren Stadt ein paar Stunden von Liuku) uns bei der gesamten Aktion helfen würden. Xia Wei Wei ist bereits seit letzter Generation ein Freund von Baumhaus und hat schon mehrfach Kleidung geschickt; er hatte zugesagt mit zwei Studenten aus Bao Shan zu kommen. Letztendlich kam er alleine, weshalb wir etwas mehr improvisieren mussten als geplant.

 

Die Aktion

 

Julia und Regina sind dann für die beiden fehlenden Chinesen eingesprungen und Xia Wei Wei hat die Rolle des Erzählers bei unserem Theaterstück übernommen. Während die anderen auf dem größeren Schulhof Kleidung verteilten haben wir uns theatralisch vor Schmerzen gekrümmt. Es lief unglaublich gut. Unser chinesischer Erzähler hat die Grundschüler super mit eingebunden: "Morgens nach dem Essen, was macht ihr da?" "ZÄHNEPUTZEN!" "Und abends vor dem Schlafengehen?" ...

 

Danach haben wir die 81 Kinder unter uns aufgeteilt und sind jeder mit unserer kleinen Horde zu einem anderen Wasserhahn zum Zähneputzen gegangen.
Das war ein einmaliges Erlebnis! Ich putze mir langsamer uns sorgfältiger als je zuvor meine Zähne und vor mir stehen in einer Reihe 15 Kinder die mir eifrig alles nachmachen. Am liebsten hätte ich einfach ein Bild aus genau meiner Perspektive gemacht (einmal fest die Augen zukneifen und abspeichern).
Zwischendurch habe ich an einem gebastelten Papiergebiss noch gezeigt welche Zahnreihe als nächste dran ist und mit welcher Bewegung man sie putzt. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass manchen der Schaum schon das Kinn herunterlief. Weil ich noch nichts ausgespuckt hatte haben sie das natürlich auch nicht gemacht. Die Kleinen waren wirklich sehr gewissenhaft bei der Sache!
Nach ein paar Minuten waren alle Zähne schließlich blitzsauber und wir haben uns wieder im großen Kreis für das Pausenspiel getroffen.

 

Auf dem großen Schulhof haben wir Plumssack gespielt. Alle hatten ihren Heidenspaß dabei. Selbstverständlich haben die Grundschüler den Ball immer hinter einem der 老外 (Ausländer) fallen gelassen, weil sie uns laufen sehen wollten. Auch einige Erwachsene, die nach der Kleiderverteilung noch da waren hatten sichtlich Spaß bei dem Spektakel zuzuschauen.

 

Bevor es schließlich zurück in den Unterricht ging haben wir mit den Kindern wieder in kleineren Gruppen die Hände gewaschen. Und wieder waren die Grundschüler voll bei der Sache, so sehr, dass ich immer nur mit dreien gleichzeitig üben konnte, weil es sonst ein zu großes Gedränge um die Hähne und Seife gegeben hätte. Alle hatten Spaß und wollten unbedingt mitmachen. Besonders die schaumigen Hände fanden sie total klasse und haben mir wieder sorgfältig alles nachgemacht.

Genau das ist auch die Überlegung dahinter. Wenn man den Kindern zeigt, wie Zähneputzen und Händewaschen geht und sie dabei mitmachen und Spaß haben, dann behalten sie das viel eher als bei einer langweiligen Demonstration.
Damit die Aktion noch länger nachwirkt, haben wir noch Zahnputzpläne für die Dormitories mitgebracht und verteilt. So kann jedes Kind in der Spalte mit seinem Namen je morgens und abends ein Häkchen setzen wenn die Zähne geputzt sind. Der Vergleich mit den anderen Kindern motiviert dann hoffentlich sich auch wirklich regelmäßig die Zähne zu putzen.