Mi

18

Feb

2015

Kreise schließen sich

Das allerletzte Mal Vokabeln schreiben in der Unibibliothek :,(

Ein Jahr Freiwilligendienst in China war mir nicht genug. Nach kurzem Heimaturlaub habe ich schon Anfang letzten Oktober wieder chinesischen Boden betreten. Diesmal nicht als Freiwilliger, sondern offiziell als Tourist. Vom Flughafen bin ich mit all meinem Gepäck (hauptsächlich Weihnachtssüßigkeiten, den Rest hatte ich ja vorher schon in China gelassen) direkt zur Universität gefahren, habe mich für den Sprachkurs auf mittlerem Level angemeldet und am Tag darauf angefangen.

Wie der aufmerksame Besucher meines Blogs vielleicht festgestellt hat gab es seitdem keine Blogeinträge mehr. Es gab einfach nicht viel zu berichten. Eigentlich lässt sich das Semester hier ganz gut mit diesem einen Bild zusammenfassen 个.

 

Anfang Januar war der Sprachkurs vorbei, was mir die Möglichkeit gab noch einmal auf Reisen zu gehen bevor ich China in einigen Tagen sicher für mehrere Jahre verlassen werde. (ein paar Fotos in der Galerie)

 

Kommen wir zu den titelgebenden Kreisen.

 

1. back to the roots -> LiuKu

Das NuJiang Tal bei LuoBenZhuo


Als allererstes sind Sebi und ich selbstverständlich ins NuJiang Tal nach LiuKu gefahren, um die (dort inzwischen auch schon nicht mehr ganz) neuen Freiwilligen kennenzulernen.

Es hat sich angefühlt, als würde ich nach einem langen Urlaub zurück nach Hause kommen als ich dort aus dem Bus ausstieg. Zwar hat sich baulich einiges verändert, aber das LiuKu-Gefühl war immer noch exakt dasselbe. Man kennt sich in der Umgebung aus, hat Erinnerungen zu vielen Plätzen und merkt auch sofort wenn eine Tuktukfahrerin ihr Glück versucht und spezielle Ausländerpreise verlangt. Anders als noch vor einem halben Jahr, konnten wir jetzt allerdings problemlos ausdiskutieren warum 20Yuan doch ein wenig zuviel für die kurze Strecke waren.

Die Tage in LiuKu sind wie im Flug vergangen. Jeden Morgen bin ich eine andere meiner Lieblignsjoggingrouten an den Berghängen gelaufen und danach mit Sebastian durch die Stadt gewandert. Die verändert sich wirklich wahnsinnig schnell. Überall werden neue Hochhäuser gebaut. Wahrscheinlich werde ich die Stadt bei meiner nächsten Rückkehr in ein paar Jahren kaum mehr wiedererkennen. Die größte Veränderung waren aber nicht unten am Fluss, sondern oben in LaiMao an unserer alten Schule. Die ist seit einigen Wochen nach unserer Abreise eine einzige riesige Baustelle. Das hat auch für Aliena und Leonie, die neuen Freiwilligen dort, vieles verändert. Immerhin wohnen sie noch in unseren alten Zimmern auf denen auch noch unsere chinesischen Namen stehen.

An einem Abend war Leonie zu krank, um ihre Klasse selber zu unterrichten und hat uns als Vertretungslehrer angeheuert. So konnten Sebi und ich noch eine allerletzte Stunde an der LaiMao unterrichten, ein fantastisches Gefühl wieder vor einer Klasse begeisterter Schüler zu stehen.


Auch an anderer Stelle haben wir der neuen Generation ausgeholfen. So waren wir bei einem Abendessen mit dem Schulleiter von der XiaoShaBa Grundschule (dort sind unsere Slumkids eingeschult, siehe auch Summerschool) dabei und haben uns angeregt mit ihm und zwei weiteren Lehrern unterhalten. Die waren begeistert davon, dass sie sich endlich mit den Westlern unterhalten konnten und haben sich mit uns über die verschiedensten Themen unterhalten, von den tollen deutschen Autos bis hin zu den unterschiedlichen Bildungssystemen in Deutschland und China.

Nach dem Abendessen hat das Trio uns dann sogar noch überschwänglich zu einem der Lehrer nach Hause eingeladen und speziell für uns XiaLa gemacht. Das ist die Speise dort rechts in der Schüssel.

Als wir auf der Couch im Wohnzimmer platzgenommen hatten verschwand der Hausherr und hatte ehe wir Einspruch erheben konnten schon ein Hühnchen für uns geschlachtet.

Das hat mich doch sehr an den Bauern erinnert bei dem Sebastian und ich vor etwas mehr als einem Jahr im Bergdorf übernachtet haben (zum Thema Kreise;). Der hatte zum Frühstück einem Hühnchen schneller den Hals umgedreht als wir "Vegetarier" sagen konnten.

Die Lehrer haben es aber nicht bei einfachem gebratenen Hühnchen belassen, sondern extra für uns XiaLa gemacht, eine Spezialität des NuJiang Tals. Dafür wird das Hühnchen zerhackt und gebraten. Schließlich wird das Öl aus der Pfanne abgegossen und diese bis zum Rand mit BaiJiu gefüllt. Das ist (in diesem Fall selbstgebrannter) Schnaps, der etwa zwischen 45-55 Volumenprozent angesiedelt ist (kleines Glas auf dem Foto). Diese Mischung bekommt man in einer kleinen Schüssel serviert aus der man abwechselnd einige Schlucke nimmt und dann mit den Stäbchen die Hühnerstückchen herausfischt.

Ich glaube, ich brauche nicht ausführlich zu erklären, warum mir diese Delikatesse nicht sonderlich gut geschmeckt hat: Selbstgebrannter Nagellackentferner plus Bratenfett und "Coq au dissolvant"; mhmmmm.

Sebi und ich haben also die absolut kleinste Menge getrunken, die höflich war und uns danach beim munteren Prosten lieber an das schwache chinesische Bier gehalten (anderes Glas).

 

Gerade habe ich schon Ahua erwähnt; den Bauern der uns bei einer Wanderung letzten Herbst nicht nur anbot in seiner Hütte, sondern gleich in seinem Bett zu schlafen und für seine Frau und sich selbst nur ein Stückchen Boden mit Stroh polstern wollte. Am Ende haben wir ihn zum Glück doch überzeugen können, dass das Stückchen Bretterdielen für uns absolut ausreicht. Als wir am nächsten Morgen aufbrachen hatten wir leider nichts bei uns, um uns für die Gastfreundschaft zu bedanken. Aus diesem Grund sind Sebi und ich jetzt  noch einmal von LuoBenZhuo aus (etwas über LiuKu im NuJiang Tal, Panorama oben) in sein Dorf gewandert und haben ihm und seiner Frau ein Geschenk mitgebracht: ein gutes Messer von Zwilling.

Oben bei seiner Hütte haben wir zunächst nur seine Frau getroffen, beim Abstieg sind wir ihm dann aber auf dem Weg wieder ins Tal über den Pfad gelaufen als er mit beladenen Eseln auf dem Heimweg war. Beide haben sich richtig gefreut uns wiederzusehen!

Auf der Höhe von Ahuas Dorf

Das ist zwar keiner der Kreise, aber ich erwähne es trotzdem: vielleicht hat man auf dem Bild oben schon gesehen, dass ich eine neue Kurzhaarfrisur habe. Die kommt auch aus LiuKu.

Nachdem wir an Sebis 21. Geburtstag traditionsgemäß über die Fußgängerbrücke gelaufen sind auf der er letztes Jahr schon 20 wurde haben wir uns zur Feier des Tages von Janno (dem neuen Freiwilligen an der ShiYanXiaoXue), seines Names stolzer Besitzer eines Rasierers, die Haare schneiden lassen.


Vorher - nachher:

Ich hatte vorher während des Jahres schon einmal mit dem Gedanken gespielt mir eine Glatze rasieren zu lassen, einfach zum Ausprobieren, es dann aber doch nicht gemacht, vor allem, weil ich als Lehrer um meine Seriösität und Autoriät besorgt war. Jetzt war der Ideale Zeitpunkt. Ganz kahl war mir aber doch zu krass, daher also einen Zentimeter.


2. Ein seeehr großer Kreis: der ErHai bei DaLi

Den ErHai (Ohren-See wegen seiner Form) habe ich vorher schon zweimal umrundet. Das erste Mal haben Sebastian und ich die knapp 120 Kilometer an einem Tag auf gemieteten Fahrrädern zurückgelegt. Das wurde aufgrund der kleinen Fahrräder (Knie praktisch unterm Kinn) gegen Ende sehr anstrengend. Die schöne Aussicht konnten wir in strahlendem Sonnenschein trotzdem genießen.

Mit meinen Eltern war ich auch für einige Tage in DaLi, als sie mich im Sommer kurz vor Ende des Jahres besuchen kamen. Ursprünglich war eine Umrundung des Sees nicht vorgesehen, aber nachdem wir morgens einen Crashkurs im batiken gemacht hatten und sonst nichts weiter vorgesehen war, konnten wir den Reiseführer überreden den ganzen Nachmittag mit uns im Minibus um den See zu fahren. Das war deutlich bequemer als die erste Umrundung auf dem Rad.


Dieses Mal haben wir wieder ein anderes Verkehrsmittel gewählt und sind Roller gefahren. Das hatte unsere WG schon länger vor und ist jetzt endlich, als letzte gemeinsame Abschlussaktion dazu gekommen. Es hat einen wahnsinnigen Spaß gemacht auf diesen kleinen Rollern um den See zu flitzen; mit Abstand die spaßigste Umrundung!




Nachdem es schon seit Tagen einzelne Explosionen in der Umbegung gibt, die die Fensterscheiben erzittern lassen, wurden es kontinuierlich immer mehr seit ich mir vor ein paar Stunden die gelungene Überschrift für diesen Blogeintrag ausgedacht habe. Jetzt knallt und blitzt es unaufhörlich draußen. Es sind zwar noch drei Stunden bis Mitternacht und somit dem Beginn des neuen Jahres nach traditioneller chinesischer Zeitrechnung, aber manch ungeduldiger Pyromane kann sich bei dem Überangebot an Feuerwerk an jeder Straßenecke wohl nicht mehr zurückhalten =)


新年快乐!

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr nach beiden Zeitrechnungen!


Tobias

Für die Fu-finder ein Kinderspiel, oder? ;)
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Mi

20

Aug

2014

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Wohlan denn, Herz,nimm

Ich sitze an meinem Schreibtisch. Darunter zirpen Grillen und ich höre Kakerlaken durch den Mülleimer krabbeln.

 

Mein Zimmer sieht aus wie ein Schlachtfeld, aber ich räume nicht auf, das lohnt sich nicht mehr. Dieses Wochenende wird alles eingepackt. Manches bleibt hier für die Nächsten. Ein Großteil kommt nach KunMing in unsere WG. Das Wenigste habe ich dabei, wenn ich am 01.09. in das Flugzeug nach Frankfurt steige.

 

Heute morgen waren wir zum letzten Abschied am Busbahnhof. Das nächste Mal steigen Fabian und ich selber in den Bus.

Wir sind die letzten Freiwilligen in LiuKu.

 

Seltsam allen "Lebewohl / 再见" zu sagen und schließlich selber nicht verabschiedet zu werden. Vielleicht kommen aber doch ein paar chinesische Freunde.


Ich möchte gehen und im selben Moment doch unbedingt noch hier bleiben. Ich freue mich riesig auf das, was kommt und doch ist es schade das Jahr Freiwilligendienst abzuschließen.

 

Genau wie es sein sollte.

 

再见

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Mi

06

Aug

2014

Ein Sack Flöhe (und Läuse)!

die zukünftigen Drittklässler
die zukünftigen Drittklässler

Die Summerschool

 

war eine Wahnsinnserfahrung; ziemlich anstrengend aber auch einfach schön.

 

->Was ist das Slumkidsprojekt?

Ziel des Slumkidsprojekts (ausführlicher Beitrag: Bildung ist DER Ausweg) ist, Kindern aus den Slums LiuKus den Grundschulbesuch zu ermöglichen. Der Weg dorthin ist nicht leicht, weil schon die wichtigsten Grundvoraussetzungen dafür nicht gegeben sind. Die Kinder können kein Chinesisch, sondern nur ihre Minderheitensprache Lisu.

Dazu kommt, dass die meisten illegal in LiuKu leben. Ihre Eltern sind hierher gezogen ohne dies bei der Regierung zu beantragen und haben sowieso weit mehr Kinder als nach der Ein-Kind-Politik zulässig.

Die Schulgebühren sind die nächste große Hürde. Mit ihren kleinen Einkommen können die Familien sich zwar meist leidlich über Wasser halten und vielleicht auch einem oder zwei Kindern die Grundschule finanzieren, dafür müssen sie den Gürtel dann aber schon sehr eng schnallen. Wenn sie, was nicht ungewöhnlich ist 4, 5 oder sogar 6 Kinder haben, ist es schlicht unmöglich sie in die Schule zu schicken. Das wird doppelt teuer, weil die Kinder dann natürlich auch nicht mehr durch Müllsammeln zum Familienverdienst beitragen können.

 

Indem wir die Schulgebühren übernehmen, durch Patenschaften finanziert, entlasten wir die Familie und geben den Kleinen einen Ausweg aus der Armut: Bildung!

Schon allein, dass sie nach der Grundschule perfekt Chinesisch sprechen kann für ihre Zukunft wegweisend sein. Damit stehen ihnen deutlich mehr Möglichkeiten offen hier ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Im besten Fall machen sie aber mit der Schule weiter und erreichen einen Abschluss. Das ist bisher freilich Zukunftsmusik. Unsere größten Schützlinge gehen nach den Sommerferien gerade einmal in die dritte Klasse (von 6 Grundschuljahren in China).

 

->Was ist die Summerschool?

Das Jahr über sind wir regelmäßig in den Slums gewesen und haben Kontakt zu den dort lebenden schon eingeschulten Kindern und ihren Familien gehalten. Um einen besseren Überblick über die Bewohner zu haben, haben wir sie gebeten pro Familie einen Fragebogen auszufüllen. Darauf war etwa die Frage nach den Berufen und Einkünften der Eltern, Chinesischkenntnissen, dem ursprünglichen Wohnort vor LiuKu und der Anzahl der Kinder (Name, Alter, Geschlecht, usw.).

So konnten wir abschätzen wie viele Kinder dieses Jahr das richtige Alter für die Einschulung hätten.

 

Damit diese funktioniert müssen die Kinder aber erst einmal auf die Schule vorbereitet werden. Noch sprechen sie kein Chinesisch und sind zum Beispiel langes Stillsitzen nicht gewohnt. In der Summerschool wollen wir ihnen die absolut notwendigen Grundkenntnisse vermitteln, damit sie einen erfolgreichen Start hinlegen können.

Daneben werden regelmäßig Zähne geputzt und Hände sowie Haare gewaschen, um diese Gewohnheiten soweit zu verankern, dass die Kleinen sie in der Schule selbstständig weiterführen. Zumindest mit dem Haarewaschen hatten wir dabei großen Erfolg. Das lieben alle Kinder; manche so sehr, dass sie sich jede Pause den Kopf unter dem Wasserhahn gewaschen haben, wenn kein Shampoo da war, dann eben mit der Handseife.

 

->Für das Großprojekt Summerschool gab es einiges zu organisieren.

1. Die Kinder

Jeder Freiwillige hat morgens die Kinder aus (s)einem Slum an einem Treffpunkt eingesammelt und mitgebracht. Ich habe mich mit meinen 4 zum Beispiel immer an der nächsten Bushaltestelle getroffen, sie in den Bus komplimentiert und für uns alle bezahlt.

 

2. Die Räumlichkeiten

Die Grundschule in XiaoShaBa ist eine der beiden, auf die unsere Slumkids gehen. Der Schulleiter dort kooperiert mit uns und hat uns während der Ferien seine Schule überlassen. Wir hatten den Schlüssel zum Schultor und zu 4 Klassenräumen, sodass wir die Kinder nach Klassenstufen getrennt unterrichten konnten.

 

3. Die Lehrer

Alle Freiwilligen haben befreundete Chinesen, oft ehemalige Schüler, gefragt, ob sie Interesse hätten in der Summerschool zu unterrichten. Einige haben uns begeistert geholfen und jeden Tag mehrere Stunden unterrichtet: Mathe, Chinesisch, Kunst/Musik und Sport

Die Zukünftigen Drittklässler hatten zudem jeden Tag eine Stunde Englischunterricht, den wir Freiwilligen selber gegeben haben.

Vormittags gab es 4 Stunden Unterricht, dann eine Mittagspause mit Schlafenszeit nach dem Essen, und anschließend nachmittags noch einmal 3 Stunden Unterricht.

Weil die Summerschool 4 Wochen lief sind die meisten chinesischen Lehrer nicht die ganze Zeit geblieben. Daher mussten wir ständig danach schauen, dass genügend Lehrer für den Unterricht anwesend waren. Besonders in der letzten Woche, als alles dem Ende entgegenging hatten wir ein paar Engpässe, mussten improvisieren und selber auch Stunden übernehmen.

 

4. Essen

Morgens hat ein Freiwilliger BaoZi für alle Kinder gekauft, die dann in einem extra Essensraum verteilt wurden. Dass wir drinnen gegessen haben hatte den riesigen Vorteil, dass wir die Kinder gut kontrollieren konnten. Sobald genung fertig waren durften die ersten mit einem FW zu einem der Wasserhähne und Zähneputzen.

Mittags haben wir in einem nahen Restaurant gegessen, dass uns vertretbare Preise für täglich 3 verschiedene Gerichte und Reis soviel wir essen konnten angeboten hat.

Das schwierige hierbei war die Kinder ordentlich zum Restaurant und wieder zurück zu bekommen. Das Gehen in einer Zweierreihe hat meist ganz gut funktioniert, uns aber auch viele Nerven gekostet.

("Du kommst jetzt sofort hierher!" "Nein, du bist nicht erster, du stellst dich hinten an!" "Wenn du nicht mit im gehen willst, dann such dir jemand anderen." "Hör auf die Mädchen vor dir zu hauen!" usw...)

Während der Summerschool haben wir an einer großen Zettelwand im Lehrerzimmer Bemerkungen zu den Schülern notiert. So hatten wir am Ende einen guten Überblick darüber, wer reif ist für die Einschulung und wer lieber noch ein Jahr spielen sollte.

 

->Wie funktioniert die Einschulung?

Jetzt ist die Summerschool vorbei und die Schüler haben bis zum 01.09. frei. Dann muss man sich in der Schule in die Listen für das nächste Jahr eintragen und die Schulgebühren bezahlen.

Nach der HuKou oder anderen Dokumenten wird zum Glück nicht gefragt. Bei der Aufnahme der Slumkids in seine Schule bewegt sich der Schulleiter in einer Grauzone. Wir wissen nicht genau, ob es letztendlich legal ist Kinder ohne HuKou einzuschulen oder nicht. Aus diesem Grund sind wir vorsichtig wenn wir Chinesen von dem Projekt erzählen und sagen nur, dass wir die Kinder auf die Schule vorbereiten und ihnen die Schulgebühren zahlen (dass sie illegal hier leben lassen wir lieber weg).

Das war es dann eigentlich auch schon. Ein paar Tage später beginnt der reguläre Unterricht.

 


->Eine Schwierigkeit gibt es dieses Jahr.

Wir haben entschieden wen wir einschulen wollen und mit den Eltern der Kinder darüber geredet. Das hat sich dieses Jahr als etwas schwierig herausgestellt, denn unsere Ansicht, dass die Kinder zunächst am besten ein Jahr in die Vorschule gehen sollten teilten viele Eltern nicht.

 

Letztes Jahr sind schon einige Kinder in die Vorschule in LaoLiuKu gegangen und kommen jetzt in XiaoShaBa in die erste Klasse. Im Vergleich zu den anderen Kindern, die in der Vergangenheit ohne Vorschule direkt mit der ersten Klasse begonnen haben, werden sie es viel einfacher haben. Sie können nach der Vorschule ziemlich gut Chinesisch, sogar schon viele Zeichen. Die anderen Kinder hatten dagegen in den ersten Monaten Schwierigkeiten zu verstehen was der Lehrer überhaupt von ihnen wollte.

Leider gibt es die Vorschule nur in LaoLiuKu (der anderen kooperierenden Schule), die etwas weiter weg ist. Dort müssten die Kinder auf dem Schulgelände wohnen und könnten nicht zu Hause übernachten. Wohl aus diesem Grund waren die meisten Eltern dagegen, denn das bedeutet auch, dass sie sich abends nicht um ihre kleinen Geschwister kümmern können; eine wichtige Aufgabe.

 

Wir haben den Eltern bis Ende des Monats Bedenkzeit gegeben, ob ihre Kinder wirklich nicht in die Vorschule gehen sollen. Wenn sie das dann immer noch nicht wollen, werden wir die Kinder in XiaoShaBa für die erste Klasse eintragen, aber den Eltern sagen, dass wir für das erste Jahr nur die Hälfte der Schulgebühren übernehmen werden anstatt alles wie in LaoLiuKu.

Das war ein schwieriger Kompromiss um den wir lange diskutiert haben. Einerseits wollen wir die bestmöglichen Bildungschancen für die Kinder und die bekommen sie in der Vorschule. Wenn ihre Eltern allerdings vehement dagegen sind ihre Kinder dort wohnen zu lassen, weil es zu weit weg ist, dann könnte das den Erfolg des Jahres gefährden; etwa wenn die Eltern ihre Kinder ab und zu zum Helfen zu Hause behalten.

Die Kinder einfach in XiaoShaBa einzuschulen, dem Elternwunsch gemäß, erschien uns auch nicht gut, weil sich dann diejenigen Eltern, die sich schweren Herzens entschlossen hatten ihre Kinder doch in die Vorschule zu schicken, betrogen fühlen würden. Dass die Eltern voll hinter dem Schulbesuch ihrer Kinder stehen, ist aber essentieller Bestandteil des Projekts. Wir wollen schließlich sichergehen, dass das Geld gut angelegt ist und wir den Paten nicht berichten müssen, dass sein Kind die Schule abgebrochen habe.

 


Genug Text; Fotos!

Darauf sind die kleinen total niedlich, was vor allem daran liegt, dass sie sich nicht bewegen können. In Fleisch und Blut haben sie uns des öfteren zur Verzweiflung gebracht. Und trotzdem kann man sie einfach nicht nicht mögen.

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Fr

04

Jul

2014

Noch eine kleine Portion China, bitte

Das Abenteuer geht weiter

Das Ende des Freiwilligendienstes steht kurz bevor und macht sich immer mehr bemerkbar. In der XiaoShaBa Grundschule findet gerade die Summerschool statt, die unsere Slumkids auf das erste (bzw. für die schon eingeschulten auf das nächste) Schuljahr vorbereitet.

Das ist die letzte aktive Projektarbeit die noch läuft, ansonsten wurde für diese Generation schon die letzte Kleidung verteilt und die letzten Zähne geputzt. Auch Englischlehrer sind wir jetzt, da die Sommerferien begonnen haben, nicht mehr.

 

Wer gerade nicht in der 4-wöchigen Summerschool eingeteilt ist, nutzt die letzte Zeit meist zum Reisen bevor es für die allermeisten dann zurück nach Deutschland und an die Uni geht.

 

Spontan wie ich bin schließe ich mich dieser Mehrheit allerdings nicht an. Ich werde zwar Anfang September meinen geplanten Rückflug nehmen, aber schon etwa einen Monat später wieder im Flieger nach China sitzen ... um an einer Universität in KunMing ein Semester Chinesisch zu lernen.

 

 

Die Sprache lässt mich einfach noch nicht los. Wenn ich in Deutschland ein Studium beginne, dann wird vermutlich wenig Zeit bleiben, um noch aktiv an Chinesisch zu arbeiten. Das wäre ziemlich schade, jetzt wo ich das Gefühl habe gerade über die Schwelle hinaus zu sein, über die man sich in jeder neuen Sprach quälen muss. Für mich gibt es diesen Punkt ab dem es deutlich einfacher wird Neues im schon Gelernten zu verankern und Fortschritt spürbarer wird; wenn das Grundgerüst da ist man nicht mehr keinen blassen Schimmer hat, sondern immer zumindest grundlegend versteht worum es geht und nur einzelne Kleinigkeiten nachschauen muss. Und genau hier beginnt die Magie des Chinesischen, mit seinen Schriftzeichen und deren schier endlosen Kombinationen, hinter denen sich trotz des scheinbaren Chaos  doch irgendwo Logik verbirgt.

 

Wenn ich mir das so durchlese klingt das schon ein wenig schwafelig. Chinesisch hat mir eindeutig den Kopf verdreht. Ich könnte eigentlich auch direkt eine Liebeserklärung an die Sprache schreiben.

 

 

Die Entscheidung den Kurs in KunMing (Hauptstadt YunNans) zu machen ist mir trotzdem alles andere als leicht gefallen, eben wegen der Liebe. Einige Wochen lang habe ich mich mehrmals täglich umentschieden.

Nach einem Monat zu Hause den Kurs mit kleiner Verspätung zu beginnen, aber dafür nicht 18 Monate am Stück eine Fernbeziehung zu führen scheint mir als der beste Kompromiss.

 

Danach bin ich dann wirklich wieder dauerhaft in Deutschland, versprochen!

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/\ Links nicht übersehen!

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Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)