Der Steinmond 石月亮

Loch auf 2808 Metern Höhe
Loch auf 2808 Metern Höhe

Letztes Wochenende haben Sebastian und ich von Chen Jia Wen, einem meiner Schüler, geführt die bisher bei weitem anstrengendste Wanderung in China unternommen. Zusammen sind wir zu dem berühmten Steinmond gelaufen. Das ist ein riesiges Loch in einem Berggipfel.

 

Um 12 Uhr ging es bei seiner Familie, die direkt am Fluss unter dem Berg wohnt, mit einem kleinen Mittagessen los und anschließend auf die ziemlich wackelige Hängebrücke über den NuJiang praktisch direkt hinterm Haus.

Von dort an sind wir 8 Kilometer und über dreieinhalb Stunden nur bergauf gelaufen.

 

Die Strecke zum Steinmond ist richtig touristisch erschlossen und für chinesische Verhältnisse auch super befestigt. Damit hätte ich im Nujiang Tal überhaupt nicht gerechnet! Am Anfang erwartet einen ein kleines Bambustor mit Karte (alles in der Galerie!). Von dort führt ein erstaunlich guter Weg leicht bergan den Zufluss des Nujiangs hoch. In regelmäßigen Abständen finden sich Hinweisschilder mit der Entfernung zum Steinmond am Gipfel. Darauf wird auch auf die Besonderheiten(?) der Umgebung Hingewiesen; etwa "Streams", "Jungle", "Fields" oder "Poisonous Insects".

 

Irgendwann verlor sich der Weg dann aber im Flussbett. Nachdem Chen Jia Wen einige Male seine Eltern angerufen und mehr oder weniger erfolglos nach einer Wegbeschreibung gefragt hat sind wir einfach weiter durch den Fluss gekraxelt. Schließlich sind wir dann auch zu der verzeichneten "Brücke" gekommen: Vier zusammengebundene Bambusrohre. Von dort an war der Pfad bis zum Gipfel immer einfach zu finden.

 

In den Lisu Dörfern am Weg hat unser Führer sich sicherheitshalber jedes Mal noch erkundigt, ob wir richtig waren. Er hatte nach einer Unterrichtsstunde mal vorgeschlagen uns dorthin zu führen. Es stellte sich allerdings heraus, dass er selber schon ewig nicht mehr dort oben war. Nach der Hälfte der Strecke mussten wir ihn leider zurücklassen, weil er wegen einer Verletzung vom Basketball nicht mehr weiter konnte. Bis zu unserer Rückkehr vom Gipfel hat er bei einer netten Lisu Familie in einem Bergdorf am Feuer gesessen und sich mit ihnen unterhalten. Sebastian und ich machten dort nur kurz Pause, denn die Hälfte des Wegs lag zu der Zeit noch vor uns.

 

Ab dort war der restliche Aufstieg bis auf eine Unterbrechung eigentlich nur noch eine riesig lange Treppe; mal aus zurechtgelegten Steinen, Erde, Bambus oder Holz. Das wurde richtig hart, als nur noch etwas mehr als 1 Kilometer Reststrecke blieb...mit 700 Höhenmetern.

Der Weg durchs Unterholz zum Gipfel war entsprechend steil. Zum Glück gab es auf beiden Seiten Netze und streckenweise noch einen zusätzlichen Strick zum festhalten und hochziehen. Dafür waren meine Beine extrem dankbar.

 

Kurz vor dem Gipfel dann der Beweis; der Steinmond ist tatsächlich ein touristisches Ausflugsziel für Chinesen. Eine große Familie mit Rucksäcken voller Proviant saß auf den Stufen vor uns und machte Pause. Auf diesem Nachmittagsausflug war auch ein kleiner Junge dabei, noch nicht einmal im Grundschulalter. Echt heftig! Und ich war am Ende meiner Kräfte (gut, der kleine wurde wahrscheinlich die meiste Zeit getragen, aber trotzdem)!

 

Das Panorama vom Bereich unter dem Steinbogen war letztendlich aber alle Mühen wert! Man hatte in beide Richtungen einen sagenhaften Ausblick über den Nujiang und die angrenzenden Täler.

 

Viel Zeit hatten wir nicht dort oben, denn wir wollten vor Einbruch der Dunkelheit wieder runter vom Berg. Auf dem Weg haben wir dann wieder Chen Jia Wen eingesammelt und die kürzere (i.e. steilere) Abstiegsroute gewählt. Gegen 18:15 waren wir endgültig fertig.

 

Fazit:

6 Stunden 21 Minuten für 15 Kilometer, 3052 Höhenmeter, fantastische Ausblicke und einen ordentlichen Muskelkater.

Ich habe erstmal genug von Treppen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate Mauch-Leisinger (Sonntag, 29 Dezember 2013 14:00)

    Hallo Tobias,
    schön dass du so viele Beiträge schreibst. Es macht Spass diese zu lesen und von Euch zu hören und mitzubekommen was Ihr so macht.
    Ich wünsche dir und allen anderen Freiwilligen auch im neuen Jahr noch viel Spass und schöne Erlebnisse.
    Beate Mauch -Leisinger

  • #2

    lram (Samstag, 04 Januar 2014 01:35)

    Schöner Artikel, war mir ein Vergnügen ihn zu lesen!

/\ Links nicht übersehen!

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Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)