Der Welt größter Buddha

Großer Buddha von LeShan

Um unseren Ulaub beim EMeiShan in Sichuan voll auszukosten, haben Fabian, Regina, Julius und ich am Tag unserer Abreise noch dieses weit über tausend Jahre alte Meisterwerk besucht, dass lediglich eine Stunde Busfahrt entfernt von 峨眉 (EMei) in 乐山 (LeShan) sitzt.

 

Wieder waren zahllose Touristen vor Ort und wieder mussten wir uns zu der Hauptattraktion, einer steilen Treppe mit Ausblick auf den Buddha, wohl oder übel vom Strom treiben lassen. Im Gegensatz zum EMeiShan wurden uns am Eingang unsere angeblichen "Schülerausweise" nicht abgekauft.

Troztdem hat sich der Buddha gelohnt, auch für den vollen Preis. Wenn man zu seinen Füßen steht und einem seine riesigen Ausmaße klar werden fühlt man sich selbst winzig klein.

 

Danach lohnt sich auf jeden Fall ein Rundgang durch die angrenzenden Parks und zu den MaHao Begräbnishöhlen, die wie der Buddha und der EMeiShan Unesco Welterbe sind.

 

Nachdem ich mir auf der Busfahrt zurück zum Busbahnhof mit dem Fahrer noch einen kleinen Scherz erlaubte, hätten wir beinahe einen Unfall gebaut (meinen die anderen, ich selbst habe davon nichts bemerkt), kamen letztendlich aber doch sicher an und machten uns auf den langen Heimweg nach LiuKu.

 

China in vollen Zügen

 

Die Zugfahrt heim war ein Erlebnis ohnegleichen, so urchinesisch wie man es sich überhapupt nur denken kann.

Auf dem Bahnsteig muss man sich entsprechend seiner Abteilnummer an der entsprechenden Schlange zum einsteigen anstellen bevor der Zug überhaupt einfährt. Von dieser säuberlichen Ordnung ist später im Zug rein gar nichts mehr zu spüren, zumindest nicht in unserem Abteil.

Das Problem war, dass wir zwar Karten bekommen hatten, aber diesmal nicht für einen Schlafwagen, sondern ein normales Abteil mit Sitzen, von denen uns allerdings keiner zustand. Wir hatten Stehplätze. Die Fahrt nach Kunming sollte ja auch nur rund 16 Stunden dauern.

 

Beim Verstauen der Rucksäcke in den ohnehin überfüllten Gepäckablagen, mussten wir uns etwas Platz verschaffen. Als eine Frau dann den riesigen Sack mit einem gefrorenen Schweinebein unter ihrer Sitzreihe verstaute hat endlich alles gepasst und wir konnten es uns auf dem Gang bequem machen. Der ist standardmäßig etwa einen halben Meter breit, also so, dass niemand vorbei kann ohne dass man sich seeehr dünn macht oder sich in eine der Sitzgruppen zu beiden Seiten drängt. Gut, dass es hier kaum dicke Chinesen gibt.

Auf kleinen improvisierten Hockern haben wir versucht uns im Gang einigermaßen komfortabel hinzusetzen. Das ging solange gut, bis jemand vorbei wollte; dann hieß es: aufstehen, Hocker wegpacken, Bauch einziehen. Wenn fünf Minuten einmal keiner durch das Abteil wollte waren wir schon dankbar, so viel Zeit am Stück war uns aber selten vergönnt. Unablässig schoben junge Damen schmale Wägelchen durch die Gänge, und verkauften alles was man auf einer langen Zugfahrt so brauchen kann: Süßigkeiten, Obst, Getränke, Instant Nudeln, Gürtel und (mein Favorit) große elektrische Kreisel, die bunt blinken, laut surren und noch lauter "Gangnam Style!" schmettern.

Von denen war ich im ersten Moment so fasziniert, dass ich kurz mit dem Gedanken spielte selbst einen zu kaufen, ließ es aber aus Angst vor einem Lynchmob. Ein Kind zwei Reihen weiter hinten teilte diese Bedenken wohl nicht, weshalb es nachts immer wieder Gesangseinlagen von PSY gab.

 

Langweilig wurde es also nicht, auch weil zufällig noch zwei Australier und zwei Deutsche mit im Abteil waren, die ebenfall vorher gemeinsam den EMeiShan erklommen haben. Mit ihnen haben wir uns eine ganze Zeit gut unterhalten und dazu immer wieder auch mit Chinesen, die ganz begeistert waren, dass die Ausländer drei Worte ihrer Sprache kennen. Der Höhepunkt war das Kartenspiel einer Gruppe junger Frauen, mit der "Bestrafung" für die Verliererin mich umarmen zu müssen. Das ganze Abteil ist aufgestanden, um bessere Sicht auf das Spektakel zu haben!

 

Nach einigen Stunden Fahrt sind vereinzelt Plätze frei geworden, da der Zug an kleinen Provinzbahnhöfen hielt, aber gleichzeitig konnten wir 4 leider nie sitzen und mussten uns weiter abwechesln.

Mit der Zeit wurde es auch ein wenig ruhiger im Zug, als nach und nach die ersten einschliefen. Aus deutscher Sicht war es erstaunlich, wie locker die einzelnen Fahrgäste miteinander umgingen. Zwei Frauen, mit denen ich vorher gesprochen hatte und die sich vor der Zugfahrt noch nie gesehen hatten, schliefen schließlich Hand in Hand ein. Ihnen gegenüber saßen ein Mann und eine Frau, die sich ebenfalls nicht kannten; trotzdem ist sie später zusammengerollt auf seinem Schoß und in seinen Armen eingeschlafen (wir haben die beiden am nächsten Morgen im Auge behalten, aber leider sind sie auf dem Bahnsteig in Kunming ohne ein Wort des Abschieds getrennte Wege gegangen...).

 

Gegen 4:30 morgens hatte ich mein persönliches Tief, als ich dran war mit dem Sitzen auf dem Gang und aus unerfindlichen Gründen immer noch ständig Menschen vorbei wollten. Der Rest bis zur Ankunft am Bahnhof von Kunming verschwimmt in einem Nebel aus Müdigkeit, kurzem Wegnicken und erneutem Aufstehen. Ich weiß allerdings noch genau, dass ich morgens von der grauenhaften Weckmusik aus den Lautsprechern aufwachte als die Frau vor mir gerade eingelegte Hühnerfüße frühstückte und dachte: "Ich bin in China".

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Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)