Beim Arzt

offensichtlich begeistert, Dominik aus PiHe

In letzter Zeit hatte ich beim Joggen ab und zu ein Stechen in der Lunge (keine Seitenstiche, soweit kann ich das doch noch selbst diagnostizieren); vielleicht das Zeichen einer Erkältung. Um sicherzugehen, dass es sich um nichts Ernstes handelt, habe ich mich entschieden das erste Mal hier in China einen Arzt aufzusuchen.

 

Wie es der Zufall will ist Scarletts Mann Arzt in einem Krankenhaus in LiuKu. Anders als in Deutschland gibt es keine privaten Arztpraxen. Wenn man krank ist oder sich wie ich zur Sicherheit untersuchen lassen will, hat man zwei Möglichkeiten.

Zunächst gibt es da vielerorts kleine Krankensationen zwischen den Geschäften am Straßenrand. Darin befinden sich meist etwa ein Dutzend Liegen auf denen man die Zeit bei einer Infusion vertrödeln muss. Soweit ich das richtig verstanden habe wird dort nämlich hauptsächlich nur das getan, Infusionen gelegt.

Wenn man eine ausführliche Untersuchung wünscht, muss man dafür ins Krankenhaus. Also habe ich heute Morgen schnell nachgeschaut was Lunge auf Chinesisch heißt und bin in die Stadt gefahren.

 

An der Rezeption habe ich nach Herrn A, Scarletts Mann gefragt und wurde in den fünften Stock geschickt. Dort habe ich mich wieder nach ihm erkundigt. Dann stellte sich heraus, dass er heute gar nicht anwesend war und ich mit meinem Problem bei ihm ohnehin nicht richtig wäre. Darauf wurde ich in den zweiten Stock geschickt.

In einem kleinen Büro habe ich nach kurzem Anstehen einem Arzt mein Anliegen so gut es ging geschildert. Er hat darauf meinen Blutdruck gemessen und mir eine Rechnung gegeben, die ich an der Rezeption im ersten Stock bezahlen und dann damit wiederkommen sollte.

Ich wusste nicht worum es dabei ging, habe aber einfach mal bezahlt. Wieder zurück fand ich mich schnell in einem kleinen Raum hinter Sicherheitstür und -fenster wieder wo mein Oberkörper geröntgt wurde. Dafür sollte ich die Hälfte der zweiteiligen Rechnung dalassen und mich mit dem Rest ein Stockwerk höher begeben.

Dort musste ich um Hilfe bitten und wurde in ein Zimmer geführt in dem laufend Ultraschalluntersuchungen dürchgeführt wurden. Nach vielleicht zehn Minuten Wartezeit war ich an der Reihe und bekam Elektroden an Arme, Beine und auf die Brust. Mit dem Papierstreifen (dem Resultat des EKG) im Austausch gegen den zweiten Teil der Rechnung ging ich kurz darauf wieder zur Röntgenabteilung, holte mir dort das frische Bild meines Innenlebens ab und stellte mich mit damit wieder an der Schlange im Arztbüro an.

 

Dort saß inzwischen eine andere Ärztin,die nur einen kurzen Blick auf meine Mitbringsel warf und meinte, alles sähe ganz in Ordnung aus. Was dann kam habe ich nicht so genau verstanden und sie daher aufschreiben lassen. Damit werde ich jetzt mal zu Scarlett gehen und mir übersetzen lassen. Das ist wohl bei sämtlichen Medizinern gleich; ob lateinisches Alphabet oder Schriftzeichen, aus ihrer Sauklaue werde ich beim besten Willen nicht schlau.

 

Zum Schluss hat sie mir sicherheitshalber noch ein Medikament verschrieben und mich damit zur Krankenhausapotheke geschickt. Auch hier musste ich mir an einer getrennten Kasse eine Rechung abstempeln lassen, bevor ich gegen den Durchschlag ein Stockwerk tiefer die zwei kleinen Packungen "dripping pills" bekam.

 

Zusammenfassung


Viel schlauer als vorher bin ich nicht, dafür habe ich einen Einblick in mich (plus Erinnerungsfoto) und die Funktionsweise eines chinesischen Krankenhauses gewonnen.

Wer sich in Deutschland über mangelnde Aufmerksamkeit und zu knapp bemessene Zeit des Arztes ärgert, der wäre nach dem Besuch dieses Krankenhauses geheilt. Es gibt keine verschlossenen Türen, alles ist offen. Man läuft einfach in das Büro des Arztes für den entsprechenden Bereich, und wartet in der Schlange bis man an der Reihe ist als erster seine Beschwerden kurz zu schildern. Von Privatsphäre habe ich nichts mitbekommen.

Bei der Ultraschalluntersuchung kann praktisch jeder Wartende vom Gang aus zusehen.

 

 

Bei der Busfahrt zurück an die LaiMao hat der Fahrer zischendurch einige Minuten am Straßenrand gehalten und sich in einem kleinen Laden heißes Wasser für seinen Tee und ein Mittagessen besorgt. Als ob ich nach dem Krankenhaus noch einen Beweis dafür bräuchte, dass ich noch immer in China bin =)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

/\ Links nicht übersehen!

Spendenaufruf
Spendenaufruf
Besucherzaehler

Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)