Ein Das-passiert-gerade-nicht-wirklich-Moment

über dem Kopf meterweit Platz und die Füße abgeschnitten... typisch ;)
Wir drei mit einem Freund XWWs,der eine Vorstellung an seiner Schule organisierte

Mit Xia Wei Wei unterwegs zu sein ist fast schon ein Garant für dieses Gefühl. Irgendwie bringt er es fertig die unglaublichsten Situationen zu provozieren (was nicht unbedingt positiv gemeint ist).

 

Man sitzt da, und möchte fast anfangen zu lachen, weil die Situation so absurd ist; gleichzeitig wäre man aber doch lieber woanders...

Die Empfindung lässt sich schwer beschreiben.

 

 

Das ganze fing an mit einer Projektreise nach BaoShan. Dort wohnt Xia Wei Wei (XWW) , ursprünglich ein Freund Lennards aus der letzten Generation, der sich als chinesischer Baumhaus Freiwilliger sieht und versucht uns zu helfen.

 

Die Überlegung war, nach BaoShan zu fahren, dort Baumhaus an einigen Schulen und der Universität vorzustellen, um zusätzliche Unterstützer zu gewinnen. Soweit hat alles gut funktioniert.

Daneben wollten Lina, Sarah und ich zur Lokalregierung gehen und uns informieren ob Baumhaus einen Kleidercontainer in BaoShan aufstellen kann und welche Schritte man dafür unternehmen müsste.

 

Donnerstags im dico's


Es ist kurz vor 2 Uhr mittags. Noch ist überall Mittagspause. Wir sitzen im dico's, weil es dort kostenloses Wlan gibt.

Um 2:30 wollen wir zusammen mit einem Freund XWWs zur Regierung gehen. Dieser Freund arbeitet dort und soll uns bei unserem Anliegen helfen können.

 

Plötzlich springt XWW auf, läuft auf die Straße und kommt wenig später mit einem sturzbetrunkenen Typen wieder: "Das ist mein Freund. Er wird uns gleich bei der Regierung helfen."

Sarah, Lina und ich schauen uns leicht entsetzt an.

Sein "Freund" torkelt von einer Alkoholfahne umgeben zu unserem Tisch, setzt sich und versucht ein Gespräch anzufangen. Er versucht es in Englisch, stolpert über die Worte und sagt nach einer Weile nur noch: "Fuck, fuck ... Fuck you." zu niemandem bestimmten.

 

Daraufhin zündet er sich erstmal eine Zigarette an; worauf eine Angestellte mit einem Wasserbecher kommt, weil das Rauchen verboten ist. Er stippt wiederwillig seine Zigarette ins Wasser und zündet sich eine neue an als die junge Dame wieder geht.

XWW meint zu ihm, dass es nicht ok sei einfach so "fuck" zu sagen und schlägt vor, dass er zur Entschuldingung für uns alle ein Eis kauft.

der betrunkene Beamte, ich und der Kameramann

Als wir das Eis in der Hand halten holt unser betrunkener Freund sein Handy hervor und ruft irgendwen an. Ich verstehe nicht worum es geht; bis Lina uns sagt, dass er gerade die Reporter des Lokalfernsehens angerufen hat.

Die sollen in 10 Minuten kommen und uns filmen.

 

Wir wissen nicht so recht was wir tun sollen; schließlich haben wir für speziell diesen Fall gerade nichts vorbereitet.

Einige Wasserbecher und zischend erlöschende Glimmstängel später stehen drei Leute vom Fernsehen vor der Tür, eindeutig identifizierbar durch die riesige professionelle Kamera.

Weil wir Ausländer sind machen alle zusammen erstmal die obligatorischen Fotos. Die Stimmung ist gut.

Donnerstags im dico's
der Kameramman, die Assistentin und die Reporterin, ich, Lina und Sarah und XWW

Während der Kameramann ein paar Testeinstellungen macht erklärt Lina der Reporterin, dass wir gerade leider etwas unvorbereitet sind. Die meint, dass sei kein Problem, dann unterhalten wir uns jetzt nur so und anschließend können sie uns morgen bei einer Aktion filmen. In dem Punkt müssen wir sie leider auch enttäuschen, weil wir da schon wieder zurück nach LiuKu fahren und erstmal nicht so schnell wieder nach BaoShan kommen.

Langsam bekommt die Frau scheinbar das Gefühl umsonst gekommen zu sein. Auch der Betrunkene hört auf sich mit seinen Händen zu beschäftigen und steht wütend auf. XWW redet auf beide ein, scheint die Situation aber nicht unbedint zu entspannen.

 

Der Kameramann ist von allen am gelassensten und will uns seine Handynummer geben, damit wir ihn kontaktieren, wenn wir dann mal eine Aktion in BaoShan machen.

Der betrunkene Regierungsmitarbeiter ist damit sichtlich nicht einverstanden. Zunächst reißt er dem Mann die große Kamera weg; tritt ihm dann in den Hintern, als er gerade Lina seine Nummer aufschreiben will und zieht ihm am Ärmel aus der Tür.

Auch die Stimmung der Reporterin ist nun absolut im Keller. Sie steht auf und verlässt mit ihrer Assistentin ebenfalls hastig das Restaurant.

 

Wir schauen uns perplex an und können keinen Reim darauf machen was gerade passiert ist.

Beim nächsten Blick aus der Glasfront ist das seltsame Quartett schon verwschwunden.

 

 

...

 

 

Nach einer kurzen Besprechung entscheiden Sarah, Lina und ich, dass wir auch ohne XWWs "Freund" unser Glück bei der Regierung versuchen wollen.

Inzwischen ist die Mittagspause vorbei und wir machen uns auf den Weg.

Am Tor des Regierungsgebäudes tragen wir unser Anliegen vor und kurz darauf kommt jemand heraus, der sich nett mit uns unterhält und schließlich meint, hier wären wir an der falschen Stelle. Am besten würden wir ein Taxi zum anderen Regierungsgebäude auf der anderen Seite der Stadt nehmen.

 

Wir stehen am Straßenrand und direkt das erste Taxi hält. Darin sitzt das Fernsehteam, das gerade den betrunkenen Beamten zurückbringt. Während dieser aussteigt schaut uns die Reporterin erst seltsam an und dann demonstrativ weg. Der Kameramann auf dem Rücksitz scheint dagegen entschuldigend Blickkontakt aufnehmen zu wollen.

 

Als das Taxi anfährt torkelt der Regierungsbeamte über die Straße zurück zur Arbeit. Klar, die Mittagspause ist ja um.

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Kommentare: 1
  • #1

    dodo (Sonntag, 01 Juni 2014 22:16)

    lol

/\ Links nicht übersehen!

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Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)