Chinesen und Japaner

Das Verhältnis dieser beiden Länder zueinander ist schwer zu durchschauen. Der Grund dafür sind die grausamen Kriegsverbrechen, die die Japaner bei der Besetzung Chinas im zweiten Weltkrieg begangen haben. Eine Entschuldigung seitens der Japanischen Regierung gab es anscheinend bis heute nicht.

Ich versuche mich in diesem Blogeintrag aber an keiner ausführlichen Erörterung der geschichtlichen Hintergründe, sondern möchte beschreiben, was man im Alltag so von dieser Thematik mitbekommt.

Das ist mehr als man meinen mag. Zwar habe ich hier noch nie etwas mit echten Japanern zu tun gehabt (hier in diese entlegene Ecke Chinas verschlägt es wohl auch eher selten welche), aber das Thema Japan kann jederzeit unvermittelt auftauchen.

 

Bei einer meiner ersten Taxifahrten hat der Fahrer redselig angefangen uns von China zu erzählen (wobei ich zu diesem Zeitpunkt aus seinem Gebrabbel mit starkem Akzent eigentlich nur dieses eine Wort verstanden habe). Dann kam er zu den Japanern und an Sprache und Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass er sie ganz und gar nicht mag; ich habe nur „Krieg“ und „viele Chinesen getötet“ verstanden. Daraus habe ich geschlossen, dass ich die folgende Frage, ob ich Japaner möge, wohl lieber verneine.

Diese Fragen werden überhaupt erstaunlich oft gestellt: „Warst du schon mal in Japan?“ und „Magst du Japaner?“ Man lernt schnell, dass man darauf immer mit einem sehr bestimmten „Nein!“ zu antworten hat, sonst könnte die Stimmung kippen. Befolgt man diese Regel stößt man eh‘ man sich’s versieht mit seinen Gastgebern auf den Tod von Japanern an; in bester Feierlaune.

 

Auch unsere Schüler hegen schon diese Tiefe Abneigung gegenüber Japan. Manche sagen, dass sie zwar japanischen Anime Filme gut finden, aber das Land und die Menschen selbst nicht mögen. Als sie im Unterricht ihre eigene Weltreise planen sollten, haben dann aber doch einige eine Station in Tokyo eingeplant. „Where do you want to go?“ „I want to go to Japan to kill them!”, antwortete eine Schülerin lächelnd, aber bestimmt.

Im Kontrast dazu gibt es auch ein paar Schüler, die meinen, dass Japan zwar in der Vergangenheit schlimme Verbrechen begangen hat, sie dafür aber heute nicht alle Japaner hassen würden. Sie sind allerdings stark in der Minderheit.

 

Doppelseite aus dem Schulbuch der ersten Klasse
Doppelseite aus dem Schulbuch der ersten Klasse

Ein Grund für die tiefe Abneigung gegenüber Japanern ist sicher auch die Art und Weise in der die Geschichte in der Schule vermittelt wird. Das beginnt in der ersten Klasse mit der Geschichte des kleinen Helden "Wang Er Xiao".

 

Sie steht im Schulbuch neben anderen in denen etwa ein cleverer Rabe Steine in ein Wasserglas wirft, damit er daraus trinken kann, oder zwei Hasen, von denen einer in kluger Voraussicht etwas von seiner Ernte einbehält und nicht hungern muss, während der andere sofort alles aufisst. Mir kommt diese Kombination sehr bizarr vor.

 

Wang Er Xiao

王二小是儿童团员。他常常一边放牛,一边帮助八路军放哨。

有一天,敌人来扫荡,走到山口迷了路。敌人看见王二小在山坡上放牛,就叫他带路。

王二小装着顺从的样子走在前面,把敌人带进了八路军的埋伏圈。

突然,四面八方响起了枪声。敌人知道上了当,就杀害了小英雄王二小。

正在这时候,八路军从山上冲下来,消灭了全部敌人。

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(keine Gewähr für die absolute Korrektheit dieser Übersetzung, aber sie sollte ungefähr stimmen)

Wang Er Xiao ist ein Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes. Oft hütet er einerseits Kühe, andererseits hilft er der achten roten Armee als Wachposten.

Eines Tages kommt eine feindliche Aufklärungstruppe(?), die sich auf dem Weg zum Gebirgspass verlaufen hat. Die Feinde sehen Wang Er Xiao wie er auf einem Berghang Kühe hütet und befehlen ihm, dass er ihnen den richtigen Weg zeigt.

Wang Er Xiao tut so als würde er ihnen gehorchen und geht voran. Tatsächlich führt er die Feinde in einen Hinterhalt der achten roten Armee.

Plötzlich eröffnet die achte Armee von allen Seiten das Feuer. Sofort versteht der Feind was passiert und tötet den kleinen Helden Wang Er Xiao.

In diesem Moment stürmen die Soldaten der achten roten Armee den Hang hinab und vernichten alle Feinde.

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Mareike (Mittwoch, 18 Juni 2014 19:07)

    Sehr spannend - so wird Geschichte gemacht... Ein Vergleich deutsch-deutscher Geschichtsbücher könnte Parallelen zeigen?! Wäre sicher mal eine Untersuchtung wert!
    Gruß
    mareike :)

  • #2

    dodo (Mittwoch, 18 Juni 2014 21:26)

    respekt für deine übersetzerskills! mein niveau ist eher wie auf dem linken teil der doppelseite... "wo hui xie; wo hui du..." ;)
    wir hatten auch gerade eine lektion, in der es darum ging, wie ein chinesischer gemüsebauer durch ein computergesteuertes gewächshaus seine produktion und seinen lohn so weit erhöhen konnte, dass er in kurzer zeit ein haus bauen konnte und ein auto kaufen konnte... da ich mich in dem moment der kommunistischen propaganda sehr verbunden fühlte, habe ich spontan ein paar symbole und parolen hinzugefügt (qi lai!)
    aber auch generell sind offizielle quellen immer rot und anti-imperialistisch geprägt. immerhin sind unsere lehrer viel toleranter. eine lehrerin war sogar mit einem japaner verheiratet...
    mach dir mal keine sorgen wegen der kommentare. wir unterstützen dich auch so und lesen immer brav die neusten blogeinträge! ;p
    viel spass weiterhin und danke für die authentischen einblicke und kommentare, die helfen mir wirklich sehr!
    mit besten grüßen, dodo!

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Kommentare zum Blog

...sind ausdrücklich erwünscht! Man könnte ja fast meinen niemand liest meine Blogeinträge :P

Nach 7 Monaten zeigt meine Armanduhr endlich die chinesische Zeit an. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen sie umzustellen. Als sie jetzt leer war, hat der Uhrmacher mir beim Wechseln der Batterien die richtige Zeit eingestellt ;)

 

Uuuund, sie ist hin. Das Armband ist ausgerissen und so kann ich sie leider nicht mehr tragen. Schade, es hängen schöne Erinnerungen aus Kanada an ihr.

es schaut ja doch ab und zu jemand vorbei; wenn auch keiner Kommentare schreibt ;)